Wanderaustellung von BirdLife Schweiz | 09.04.22

Auch unser nationaler Dachverband, BirdLife Schweiz, feiert einen runden Geburtstag! 100 – und nicht 50 Jahre wie der NVVH. Und deshalb sind auch nicht 50 sondern 100 Projekte, oder eben «100 Naturjuwelen» das Jahresziel. 

Speziell für dieses Jubiläumsjahr wurde eine Wanderausstellung konzipiert, die in Genf Premiere feierte. In Härkingen erreichte die lehrreiche Ausstellung, auf Einladung des NVVH, nun auch die Deutschschweiz. 

Das Thema «Abheben für die Biodiversität» passt perfekt zu unserem Jubiläumsjahr. Mit viel Enthusiasmus haben wir uns an die Organisation gemacht. Nebst den 6 Leuten vom Vorstand waren auch 10 weitere Mitglieder an den drei Tagen im Einsatz! 

Am Projekttag am Freitag war die Ausstellung ganz für die Schule reserviert. Am Samstag war sie dann öffentlich. Unter der Anleitung der zwei Frauen von BirdLife Schweiz und einem Mitglied vom NVVH durfte man als Schmetterling auf dem Insektenflugsimulator fliegen, oder man konnte die verschiedenen Stationen erkunden. 

Es gab auch einen Stand von unserem Verein, mit einer Kurzfassung der 50-jährigen Vereinsgeschichte und vielen Fotos. Und natürlich hatte man auch Gelegenheit zum Gedankenaustausch, zum Kaffeetrinken und Kuchenessen. 

Auch wenn noch mehr Besucher im Fröschensaal Platz gefunden hätten, sind wir sehr zufrieden. Es war lehrreich, interessant und gemütlich! 

Projekttag Primarschule Härkingen | 08.04.22

Leider war das Wetter dem Projekttag der Primarschule zum Thema «Umwelt» nicht gut gesinnt. Es regnete wie aus Kübeln. So mussten alle Aktivitäten in Innenräume verlegt werden. Der Zyklus 1 (KG – 2. Kl.) absolvierte einen Rundlauf mit 4 Stationen, an denen zu verschiedenen Themen gebastelt, gemalt, angesät, getastet und gespürt wurde. Jonas von Burg vom NVVH zeigte an seinem Posten sehr anschaulich auf, warum die Schnäbel der Vögel so unterschiedlich aussehen und wozu sie gebraucht werden. Sogar das Verstecken von Futter und die spätere Suche danach stand auf dem Programm. Die Kinder waren mit Begeisterung und viel Spass dabei!

Der Zyklus 2 (3. – 6. Kl.) hatte 3 Stationen à 2 Std. zu bewältigen. Im Werken wurden drei verschiedene Vogelkistchen gezimmert, welche zum Teil am Nachmittag bereits in der Schulhausumgebung aufgehängt wurden. Was für eine Freude, als schon kurz nach dem Aufhängen eine Blaumeise beim intensiven Inspizieren eines Hauses beobachtet werden konnte! Als «Wohnung» für Ohrengrübler wurden zudem Töpfe bemalt und mit Stroh gefüllt.

Peter Jäggi vom NVVH erörterte bei seinem Posten zum Thema Wald, welchen Einfluss Bodenbeschaffenheit, Lage, Lichteinfall, Trockenheit oder Feuchtigkeit, etc. auf das Wachstum von Bäumen haben. Für diesen Posten war es besonders schade, dass er nicht im Wald stattfinden konnte.

Höhepunkt für die Schülerinnen und Schüler war der Besuch der Wanderausstellung von BirdLife Schweiz im Fröschensaal. Von zwei engagierten Frauen von BirdLife wurden die Kinder eindrücklich ins schwierige Thema «Ökologische Infrastruktur und Biodiversität» eingeführt. Jedes der 64 Kinder durfte als Schmetterling auf dem Insektenflugsimulator fliegen! Zudem mussten in Gruppen verschiedene Fragen zu den einzelnen Stationen beantwortet werden.

Das war trotz miesem Wetter ein super Tag für alle Beteiligten!

Waldputzete | 26.03.22

Jährlich organisiert die Bürgergemeinde Härkingen eine Waldputzete im Härkinger Wald. Die anwesenden freiwilligen HelferInnen aus der Bevölkerung werden jeweils von einer Primarschulklasse unterstützt. Auch Vereine wie die Jäger oder die Schlauchwägeler sind mit Rat und Tat zur Stelle. 
Dieses Jahr nahm auch der NVVH am Anlass teil. Da für die eigentliche Waldputzete aber bereits genügend Leute zur Verfügung standen, führten wir ein eigenes Programm durch. Unter der Leitung von Patrik Wyss und Peter Jäggi werteten unsere Vereinsmitglieder und einige andere HelferInnen (darunter auch eine Gruppe Kinder) das alte Sagiareal beim Waldeingang ökologisch auf. Es entstanden verschiedene Strukturelemente aus Sand, grossen Steinen und Altholz, mit denen die heimische Fauna – im Besonderen die Zauneidechse – gefördert werden soll. Um Steinhaufen ökologisch besonders wertvoll zu gestalten, ist es wichtig, dass sie auf einer Mulde aufgebaut werden – sie also bis in den Boden reichen. Dann können sie auch als Winterquartier genutzt werden. Zuerst musste also mit dem Schaufellader und von Hand ein genügend grosses Loch gegraben werden, bevor dieses mit Steinen (oder eben Sand) wieder aufgefüllt wurde. Dank den vielen helfenden Händen ging die Arbeit rasch voran. 
Am Mittag waren schliesslich alle HelferInnen (rund 50 Personen) von der Bürgergemeinde beim Waldhaus zum Essen eingeladen. Die spendierte Berner Platte stiess auf grossen Anklang, der Arbeitsmorgen hatte hungrig gemacht. Mit einem Kaffee und Nussgipfel neigte sich der gelungene Anlass ganz im Zeichen der Natur dem Ende entgegen. 

Der NVVH bedankt sich bei der Bürgergemeinde für die Organisation der Veranstaltung und das feine Zmittagessen, sowie bei der Kieswerk Wyss Kies und Beton AG für die grosszügige Spende des verbauten Materials (Steine + Sand). 

Fotos: Nigel Mayhew, Lukas Leuenberger

50. Generalversammlung | 19.03.22

Die 50. GV des NVVH sollte in einem etwas anderen Rahmen daherkommen, als eine gewöhnliche GV. So ein Jubiläum soll schliesslich gefeiert werden. Aus diesem Grund reservierten wir den Fröschensaal und luden einige wenige geladene Gäste aus der Einwohner-. Bürger-, und Kirchgemeinde und von Birdlife Solothurn ein. Leider gab es bis kurz vor Beginn noch Abmeldungen von Covid-Erkrankten, sodass die GV am 19.0.3.22 mit weniger Gästen stattfinden musste, als geplant.

Nach einem gemütlichen Apéro im schön dekorierten Fröschensaal eröffnete Liedermacher Ruedi Stuber aus Riedholz den Abend. Im geschäftlichen Teil lag der Fokus vor allem auf dem Jubiläums-Jahresprogramm «50 Jahre – 50 Projekte», welches vom Vizepräsidenten Lukas Leuenberger vorgestellt wurde. Der Präsident Peter Jäggi erläuterte die geplanten Grossprojekte «Aufwertung Biotop», «Aufwertung altes Sagiareal & obere Allmend/Rütti», «Waldrandaufwertung Brunnlöcher» und «Brutkastenmontage für Mauersegler und Alpensegler an der Kirche».

Trotz materieller und finanzieller Unterstützung der Wyss Kies-und Beton AG, der Einwohnergemeinde, der Bürgergemeinde, des Kantonalen Förderprogramms Walddiversität und von BirdLife Schweiz, sieht das Budget 2022/23 ein grösseres Defizit vor. Wir denken aber, dass sich der Aufwand für all die geplanten Projekte zugunsten der Biodiversität in Härkingen lohnt – und wir hoffen natürlich, noch die eine oder andere Spende von Firmen oder Geschäften zu bekommen.

Nach einem gediegenen Essen blickten der ehemalige Präsident Hans-Ruedi Dennler und der aktuelle Präsident Peter Jäggi mit einer Bildershow auf die Highlights der 50 Jahre NVVH zurück. Es gab bei einigen Fotos zu schmunzeln und öfters wurde auch leise diskutiert, wer oder wo das nun genau sei.

Trotz fortgeschrittener Stunde gab es nun noch einen kurzen Konzertteil von Ruedi Stuber. Gerne hätten wir ihm noch länger zugehört! Nun spendierten uns die anwesenden Ehrenmitglieder eine riesige Geburtstagstorte! Herzlichen Dank! Sie war superfein!

Mit einem Verdauerli und gemütlichen Gesprächen beendeten wir den Abend.

Baumschnittkurs | 29.01.22

Am letzten Samstag fand der Baumschnittkurs, welcher im Rahmen des Jubiläumsjahres des NVVH zusammen mit der Bürgergemeinde Härkingen durchgeführt wurde, statt.

Das schöne Januarwetter liess bereits früh am Morgen einen Hauch von Frühling verspüren und es fanden sich bei nahezu perfekten Schnittverhältnissen insgesamt 15 interessierte Personen vor dem Waldhaus ein, um den Kurs zu besuchen. Unter Anleitung des erfahrenen Kursleiters Markus Ullmann und Vereinsmitglied Fabian Baumgartner konnten gegen 20 Hochstammbäume verschiedenster Obstarten geschnitten werden. Die Teilnehmenden des Kurses zeigten sich in der Thematik sehr interessiert und es kann davon ausgegangen werden, dass künftig der eine oder andere Obstbaum mehr in den Gärten der Region stehen wird. 

fba

Arbeitseinsatz | 22.01.22

Der Arbeitstag mitten im Winter eignet sich besonders gut, um Bäume und Sträucher zu schneiden und überall da kräftig auszuholzen, wo eine zu dichte und hohe Verbuschung unerwünscht ist. Seit Jahren pflegen wir die Hecke hinter dem Fussballplatz, die der Gemeinde Härkingen gehört. Gepflanzt wurde sie vor über 20 Jahren, einige der heutigen Vorstandsmitglieder waren damals als Kinder dabei, als die Gemeinde und die Primarschule die Hecke in einer gemeinsamen Aktion anlegten. Wie immer bei neu gepflanzten Hecken dauert es eine Weile, bis es nach etwas aussieht, irgendwann ist der kräftige Wuchs aber kaum noch zu stoppen. Die Hecke beim Sportplatz ist fast 100m lang und zwischen 10-20m breit – viel Arbeit also.

Da kam es gerade Recht, dass der Aufmarsch an Vereinsmitgliedern hoch war. Insegsamt 16 Erwachsene und 3 Kinder beteiligten sich am Arbeitseinsatz. Mit insgesamt vier Motorsägen wurden das Gehölz kräftig zurückgeschnitten, neben einigen zu hohen Sträuchern wurden v.a. Stockausschläge und anderes dichtes und junges Material entfernt. Dabei wurde auf eine reich strukturierte Hecke Wert gelegt – sodass die Hecke also unterschiedlich dicht und hoch ist und aus vielen unterschiedlichen Straucharten besteht. Das abgeschnittene Material wurde von den Helferinnen und Helfern auf Asthaufen aufgetürmt.

Pünktlich aufs Znüni setzte sich dann auch noch die Sonne gegen die letzten hartnäckigen Nebelfelder durch und die Hauri-Brötli mit Schoggistängeli schmeckten besonders gut und verdient. Bei schönsten Winterwetter setzten wir schliesslich die Arbeit fort, bevor wir um 12 Uhr müde und zufrieden unsere Sachen zusammenpackten und ins verdiente Wochenende segelten.

Das Jubiläumsjahr startet!

Vor 50 Jahren, am 25. Mai 1972, gründeten 21 Männer im Restaurant «zur Spanischen» den Natur- und Vogelschutzverein. Nicht mit einem grossen Fest, sondern mit vielen kleineren Aktionen für Natur und Umwelt, möchten wir dies feiern. Unter dem Motto «50 Jahre – 50 Projekte» sind Sie alle herzlich eingeladen, Teil unseres Jubiläumjahres zu werden. 

Nebst unseren alljährlichen Arbeitsmorgen und Ausflügen ist das kunterbunte Jahr mit vielen verschiedenen speziellen Anlässen gespickt. Wir öffnen unsere Türen und freuen uns, wenn Sie die Möglichkeit nutzen, mehr über Härkingen und seine Natur zu erfahren. Alle Anlässe sind öffentlich – nur die GV bleibt vereinsintern. 

Sicher ist auch etwas für Sie dabei? Sei es ein Vortragsabend zum Thema „Naturnaher Gartenbau“, die Suche nach den Wurzeln unserer Weihnachtsbäume oder die Kunstausstellung im Härkinger Wald. Wir haben unser übliches Jahresprogramm mit einem bunten Strauss an Anlässen ergänzt, sodass insgesamt 22 Events oder eben Projekte zusammenkommen.

Für jedes Jahr unseres Vereins soll die Gemeinde Härkingen ein klein wenig vielfältiger und grüner werden. Um dem Verlust der Biodiversität und unserer Lebensqualität entgegen zu treten, sind wir auf Ihre Mithilfe angewiesen. Seien es einige Quadratmeter frisch angesäte Blumenwiese, ein neu gepflanzter Hochstammobstbaum oder ein Asthaufen im eigenen Garten – die Möglichkeiten der Natur unter die Arme zu greifen, sind schier endlos. Wir laden Sie alle herzlich ein, ein eigenes kleines Projekt im Garten zu realisieren, sodass wir bis Ende Jahr hoffentlich die 50 angestrebten Projekte zusammenbringen. Wir freuen uns auf ein unvergessliches Jahr gemeinsam mit Ihnen!

Der NVVH heute

Nach 50 Jahren besteht unser Verein aus 29 Familien- und 55 Einzelmitgliedern. Gut die Hälfte davon sind Frauen.

War ursprünglich der Schutz der Vögel und der Unterhalt eines Nistkastenparks das Hauptanliegen des Vereins, sind im Laufe der Jahre viele andere Aufgaben dazu gekommen. Der Einsatz für die Natur und Umwelt in und um Härkingen hat einen immer grösser werdenden Stellenwert eingenommen. Einer der Schwerpunkte liegt in der Pflege und Schaffung naturnaher Lebensräume, um die Biodiversität zu fördern. Dazu gehört auch die Bekämpfung invasiver Neophyten. Ein weiteres wichtiges Standbein ist die Umweltbildung, der sich der Verein mit öffentlichen Exkursionen, Vorträgen und einem neuen Waldlehrpfad widmet.  

Der Natur- und Vogelschutzverein Härkingen ist dem Vogelschutzverband des Kantons Solothurn (VVSO) angeschlossen und gehört zu BirdLife Schweiz. Wir haben ein kleines Waldhaus – den «Horst» – am Härkinger Waldrand, welches uns die Bürgergemeinde freundlicherweise zur Verfügung stellt. 

Da viele unserer jungen Mitglieder in den letzten Jahren eine Familie gegründet haben, nimmt unsere jüngste Generation zur Zeit fast monatlich zu. Falls auch Sie gerne zu unserer «Familie» gehören möchten, Ihnen der Schutz unserer Umwelt ein Anliegen ist, sind Sie bei uns jederzeit herzlich willkommen! Bitte melden Sie sich bei unserem Präsidenten oder bei einem der Vorstandsmitglieder!

Wer einen Kurzabriss über die Geschichte unseres Vereins lesen möchte, findet diesen hier.

Lebensraum-Aufwertung | 23.10.21

Am vergangenen Samstag trafen sich die Mitglieder des NVVH erneut, um eine neue Hecke zu pflanzen. Bereits vor einem Jahr war es zu einer gross angelegten Heckenpflanz-Aktion gekommen. In Sichtweite zur einjährigen Hecke auf der oberen Allmend/Rüti konnten wir dieses Jahr gleich neben der Kiesgrube Härkingen das Land ökologisch aufwerten. Der Grund gehört der Bürgergemeinde, seit einem Jahr hat sie diesen an die Firma Wyss Weihnachtsbaumkulturen GmbH verpachtet.

Auch in diesem Jahr kamen die anwesenden Personen in den Genuss eines zauberhaften Herbstmorgens. Die tief stehende Sonne färbte die Tau besetzte Wiese golden. Insgesamt 16 Personen plus 6 Kinder pflanzten die Stecklingen in die vorbereiteten Löcher. Auch einzelne Bäume wurden gesetzt. Parallel dazu entstanden mehrere grosse Stein- und Asthaufen. Neuer Lebensraum für beispielsweise das Hermelin.

Am Mittag gab es auf dem Hubel hinter der neuen Halle eine wohlverdiente Pause mit schmackhafter Kürbissuppe unter strahlend blauem Himmel. Bevor dann am Nachmittag die begonnene Arbeit noch fortgeführt bzw. abgeschlossen wurde.

Der NVVH freut sich sehr, dass mit den neu angelegten Strukturen ein weiteres Puzzleteil zum abwechslunsgreichen Lebensraum rund um unser Biotop, den Waldrand, die obere Allmend und die Kiesgrube hinzugefügt werden konnte. Und so viel können wir verraten: Es sind noch weitere Aufwertungsmassnahmen in diesem Gebiet geplant, um das vielseitige Mosaik an unterschiedlichen Habitaten weiter auszubauen.

Vereinsausflug ans Hagneckdelta | 12.09.21

Das Hagneckdelta am Bielersee ist eines der attraktivsten Gebiete der Schweiz, um Limikolen und Wasservögel zu beobachten. Unmittelbar bei der Mündung des Hagneckkanals in den Bielersee steht ein mo­dernes und mehrfach prämiertes Wasserkraftwerk, das 2015 eröffnet wurde. Das alte Kraftwerk wurde grossflächig saniert und modernisiert. Es steht mitten in einer sensiblen Auenlandschaft, auf die bei der Neugestaltung des Kraftwerks entsprechend Wert gelegt wurde. Der zwar grosse, aber trotzdem zurückhaltende Bau wurde optisch sorgfältig in die Landschaft eingebunden. Seine Umgebung wurde renaturiert und ökologisch aufgewertet. Der Bau ist ein Exempel dafür, wie heimische, effiziente Energieproduktion und Umweltverträglichkeit Hand in Hand gehen können. 

Wir sind insgesamt 16 Erwachsene und 4 Kinder, die sich um 10:00 Uhr beim Parkplatz des Restaurants Brücke in Hagneck treffen. Zusammen spazieren wir den letzten Abschnitt des Hagneckkanals entlang und geniessen das tolle Wetter und die schöne Aussicht. Beim Kraftwerk angekommen, sehen wir uns die Anlage aus der Nähe genauer an. Uns fallen besonders die ökologisch aufgewerteten Landschaftselemente auf. So gibt es beispielsweise eine neuartige, grosse Umgehungsrinne für Fische, die im Vergleich mit herkömmlichen Fischtreppen fischfreundlicher sein soll. Das Kraftwerk steht an einem beliebten Fahrradweg, der am Südufer des Bielersees entlangführt. Die Menge an vorbeifahrenden Velos ist wirklich beachtlich, gemütliches Spazieren und Vögel schauen, ist auf der Anlage selbst kaum möglich – zumindest nicht an einem goldenen Herbstsonntag. Wir gehen etwas weiter und picknicken direkt am Ufer, wo es deutlich ruhiger zu und her geht. Vor uns liegt die flache Insel, die durch den Neubau der Anlage entstanden ist. Auf dieser Insel tummeln sich zu dieser Jahreszeit normalerweise diverse Limikolenarten. Und tatsächlich, wir entdecken bald Alpenstrandläufer, Sand- und Flussregenpfeifer. Wir können die drei Arten gut beobachten, sind aber trotzdem sowohl ab der Menge an Vögeln (6 Alpis, 3 Sandregenpfeifer und 2 Flussregenpfeifer), als auch ab Menge an Arten etwas enttäuscht. Der Grund für die eher bescheidene Ausbeute ist bald gefunden. Die Insel wird rege betreten, obwohl ein Schild am Ufer dies verbietet. Es landen Gummiboote am Inselstrand und es rennen gar freilaufende Hunde über die Kiesflächen. Das Problem liegt aber nicht einfach in einigen ungehorsamen Freizeitsuchenden, sondern es ist deutlich vielschichtiger. Die Insel entstand erst im Rahmen des Neubaus und der Neugestaltung der Umgebung. So grossartig das neue Wasserkraftwerk auch ist, so grob der Fehler, dass die neu entstandene Insel nicht ausgeschieden wurde. Da vorher nur Wasser da war, ist die Insel «Niemandsland» und mutet schon fast anarchistisch an: die Insel gehört keiner der angrenzenden Gemeinden, da sie offiziell gar nicht existiert. Obwohl der Kanton Bern daran interessiert ist, dass die Insel nicht betreten wird und der schützenswerten Natur Rechnung getragen wird, hat er keine Handhabe, etwas dagegen zu unternehmen. Und dies, obwohl sich die Insel in einem Wasser- und Zugvogelreservat von nationaler Bedeutung (WZVV) befindet. Zwar schickt er regelmässig Ranger und Wildhüter vorbei, die Leute wegzuschicken versuchen, allerdings dürfen diese nicht mehr machen, als die entsprechenden Personen auf die Problematik hinzuweisen und freundlich zu bitten, das Gelände zu verlassen. Wäre die Insel ausgeschieden und stünde offiziell unter Schutz, könnten die Gebietsverantwortlichen saftige Bussen aussprechen, die sich niemand mehrmals leisten möchte, indem sie Fehlbare verzeigten. 

Es laufen nun Bemühungen von BirdLife Schweiz und des Kantons Bern, die Insel in einer Revision in das WZVV aufzunehmen und mit Hides für eine verträgliche Besucherlenkung zu sorgen, welche ungestörte Naturbeobachtungen ermöglichen soll. Aus unserer Sicht ist dies auf jeden Fall wünschenswert. Es gibt so viele Flächen in der dicht besiedelten Schweiz, auf die durch die zunehmende Bevölkerung und deren Freizeitaktivitäten stets grösseren Druck ausgeübt wird. Schön, wenn es Gebiete gibt, die davor bewahrt werden und der Natur der entsprechende Platz eingeräumt wird. 

Insgesamt verlassen wir das Hagneckdelta nach diesem schönen Herbsttag also mit etwas gemischten Gefühlen. Einerseits ist es toll, wie viel Wert heutzutage in einer Kraftwerkerneuerung auf die Landschaft und die Natur gelegt wird und gleichzeitig durch technologische Neuerungen die Produktivität gesteigert werden kann. Und anderseits erlebten wir am eigenen Leib, was Menschen in grosser Masse mit ihren Freizeitaktivitäten in einem schützenswerten Gebiet ausrichten können…

Crex Crex mit neuem Rekord zum Birdrace-Sieg 2021

Birdrace im Höhenflug
Das Birdrace von Birdlife Schweiz erlebt zurzeit einen regelrechten Boom. Die Rekorde purzeln, nur um dann im nächsten Jahr bereits wieder gebrochen zu werden. Auch 2021 war erneut ein Jahr der Superlative. Besonders eindrücklich ist die Zahl von 59 teilnehmenden Teams, die sich für einen guten Zweck allesamt mehr oder weniger stark verausgabten. Das Härkinger Team «Crex Crex» hat dieses Jahr bereits zum 19. Mal am schweizweiten Vogelrennen teilgenommen, nächstes Jahr feiert es sein 20. Jubiläum – kaum zu glauben. In dieser Zeit haben die vier Jungs auch erlebt, wie sie 2003 nur eines von 13 Teams waren. Doch wie Birding im Allgemeinen einen Aufschwung erlebt, hat auch das Birdrace im Speziellen starken Aufwind bekommen. Und das notabene ohne nennenswerte Regeländerungen. Nach wie vor bestehen die Teams aus drei bis vier Personen, die sich nur mit ÖV und Muskelkraft auf die Suche nach möglichst vielen Vogelarten begeben. Drei Personen müssen eine Vogelart sicher bestimmt haben, damit diese auch auf der Liste landet, Ehrlichkeit ist Ehrensache, dokumentieren ist nicht nötig. In erster Linie ist der Anlass ein Spendenanlass, die Teams suchen Sponsoren, die pro Vogelart einen selbstgewählten Betrag setzen. Und auch hier sind die Zahlen regelrecht explodiert. Während früher rund CHF 10’000.- gesammelt wurden, fliessen seit dem letzten Jahr sechsstellige Beträge in ausgewählte Naturschutzprojekte. Waren die CHF 100’000.- vom letzten Jahr ein Meilenstein in der Birdrace-Geschichte, wurde dieser Rekord heuer bereits wieder um satte 50% übertroffen und regelrecht pulverisiert. Insgesamt über CHF 150’000.- sammelten die Teams also für die Förderprojekte des Steinkauzes in der Schweiz – Wahnsinn!

Vorbereitung ist das halbe Race
Das Team Crex Crex startete für einmal nicht auf dem Gurnigel, da die frühe Anfahrt – das letzte Postauto fährt um 15:30 Uhr ab Schwarzenburg – nicht für alle Teammitglieder machbar war. Eine Alternative war schnell gefunden. Will man ganz vorne mitmischen, ist ein Besuch des Seelands bzw. des Fanels ein Muss. Zudem ist unser Teamchef Lucas Lombardo als Projektleiter für Birdlife Schweiz berufsmässig häufig im Grossen Moos unterwegs. In den Wochen und Tagen vor dem grossen Rennen klapperte er beharrlich die spannenden Ecken des Kulturlands ab, seine grossen Kenntnisse des Gebiets sind sicherlich ein unerlässliches Puzzleteil des späteren Erfolgs. So war besonders auch Kallnach in der Vorbereitung ein Thema, auf den überfluteten Flächen rasteten dort Limikolen in immenser Zahl (200+ Bekassinen, 90+ Bruchwasserläufer, etc.). Doch Tage vor dem Race war der Spuck wieder vorbei und die Reise nach Kallnach lohnte sich nicht mehr. Die Wetterprognosen vor dem grossen Tag verhiessen nicht wirklich gutes – zu schön würde es werden, da waren wir uns sicher. Der erhoffte Zugstau, der bei Regenwetter eintreten kann, würde sicherlich ausbleiben. Dennoch waren wir bis in die Haarspitzen motiviert, als der Start des Birdraces am Freitag, 03. September um 21:00 Uhr immer näher kam. Peter und Lucas machten sich bereits am Morgen auf den Weg, um den ganzen Freitag nochmals Gebiete abzuklappern und die Route definitiv einzugrenzen. Jeremias – unser Ersatzmann für Pädu – und Lukas kamen dann am Feierabend im La Sauge an, wo es erstmal ein gemeinsames Nachtessen gab und die letzten Besprechungen allmählich in die ersten Vorbereitungen übergingen.

Crex Crex Birdracebericht 2021
Kurz vor dem Start des Rennens geht es mit strammen Schritten hinaus auf den Damm. Und dann 21:00 Uhr, der magische Moment seit so vielen Jahren; geklopfte Schultern, gespannte Nerven, gesprochene Glückwünsche. Und schon geht es los: Die ersten Arten kommen rege auf die Liste, viel Aufregendes ist allerdings noch nicht dabei. Erstes Highlight ist ein Biber, der wenige Meter neben uns am Ufer entlang schwimmt. Mit Nachtreiher, Flussuferläufer und Grossem Brachvogel im Gepäck machen wir uns bald darauf wieder auf den Rückweg, um unsere Fahrräder für die nächtliche Eulenpirsch zu satteln. Hoch zu Ross also querfeldein durchs Gemüseland, die Taschenlampe im Griff, die Ohren auf Empfang. Und siehe da: Eine Schleiereule jagt wenige Meter über dem Boden in lautlosem Flug – eine herrliche Beobachtung. Am Waldrand ruft derweil ein Waldkauz einige wenige Male und schliesslich sehen wir auch noch eine Waldohreule über die Felder fliegen. Beim Limikolenspot ruft ein Rotschenkel. Jaja, den werden wir dann morgen noch sehen, denken wir und irren uns damit gewaltig. Er wird ein Blocker bleiben. Bereits nach einer Stunde Suche können wir also mit allen drei Zielarten zurück Richtung unseren Nestern radeln, das ging also schon mal gut los. 

Gefühlt eben erst hingelegt, legt auch schon der Wecker los. Schlafsack verpacken, Brötchen verdrücken, Schuhe verschnüren. Wer direkt neben einer Kaffeemaschine schläft, hat am Morgen keinen weiten Weg dahin – Ressourcenoptimierung par crexcellence. Wir treten angeregt hinaus in eine zurückweichende Nacht, erste Lichtstreifen kündigen den kommenden Tag an. Wie 9 Stunden vorher marschieren wir wieder dem Broyekanal entlang Richtung Faneldamm. Der frühe Vogel fängt den Wurm und der frühe Ornithologe den Vogel. Auf dem Damm vorne dann das erste geflügelte Highlight, ein Blaukehlchen gerade schon so erkennbar im diffusen Licht. Danach tagt es endgültig und die noch einsamen Kreuze bekommen allmählich Gesellschaft auf der Artenliste. Gesellig geht es auch auf dem See zu und her, insgesamt sind wir vom uns unterbreiteten Vogelbuffet aber nicht restlos begeistert – trotz Steinwälzer, Schilfrohrsänger, Dunkler Wasserläufer. Besonders auf dem Rückweg sind wir Feld-Wald-Wiesen-Birder etwas konsterniert ab den leeren Ästen und ruhigen Bäumen, jede Art muss geduldig erarbeitet werden. Trotzdem gelingt es uns, einige gewichtige Birdrace-Arten zu notieren: Mit Schwarz-, Grün-, Bunt- und Kleinspecht gleich vier Vertreter der Hämmergeier, dazu Purpurreiher und auch ein Trupp Fichtenkreuzschnäbel, den wir besonders erfreut abkreuzen. Dann auch noch die beiden Schnäpperarten, ein Waldbaumläufer und die Meisen – leider ohne Haubenmeise, die uns tatsächlich bis zum Schluss fehlen wird. 

Weiter geht es auf den Feldern, wo wir bald merken, dass Fortuna heute unser fünftes Teammitglied ist. Seit Jahren wieder einmal eine Grauammer am Birdrace, wohl bekomm’s. In Inbegriff uns darüber zu freuen, begreifen wir, dass gleich unmittelbar daneben eine Wachtel mehrmals aufgeregt aus dem Feld ruft. Welch zwei tolle Arten in weniger als einer Minute! Wir haben nun einen Lauf und können gleich noch Neuntöter, Dorngrasmücke und Nachtigall eintüten. Doch dann die Enttäuschung: der in den letzten Tagen anwesende Wiedehopf ist nicht mehr auffindbar. Dafür bei einem überschwemmten, versteckten Feld einige tolle Limikolenarten, aus denen besonders ein Sanderling herausragt. Und dann, als wir schon weiter wollen, kommt plötzlich noch ein Sichelstrandläufer ins Sichtfeld, präsentiert sich ausgiebig, bevor er wieder hinter dem Mais verschwindet. Guete Cheib! Euphorisiert ab der tollen letzten halben Stunde radeln wir weiter und können unser Glück kaum fassen, als wir den Wiedehopf doch noch auffliegen sehen. Dann also nichts wie hopp Richtung Krümmi, unterwegs trotz Hanffeld keine Hänflinge, dafür ein Temminckstrandläufer und Weisstörche. In der Krümmi schliesslich eine schnelle, einzelne Turteltaube, die sich nach dem Flug tief in einer Hecke versteckt, wo man gerade noch Rücken und Kopf sieht. Danke und weiter. Das Glück bleibt uns hold, zuerst lässt sich ein tieffliegender Wanderfalke unweit von uns nieder und wieder nach oben schauend notieren wir einen hochfliegenden Baumfalken. Auch ein Wendehals will sich auf unserer Liste verewigen, wir gewähren ihn. Artig bedankt sich dann der Steinkauz, schliesslich sackt er die immense Spendensumme ein. Scho rächt, sagen wir und drücken die Nadeln der Tachos unserer Drahteseln auf dem Weg zum Bahnhof Kerzers nach oben. 

Im Zug nach Neuchâtel ist endlich Zeit da, etwas zu essen, Beine zu strecken und Zwischenbilanz zu ziehen. Landjäger rein, Liste raus, dann die freudige Überraschung: 13:44 Uhr und wir sind bei 123 Arten. Läck Bobby, damit haben wir auch schon Birdraces beendet und noch ist so viel Zeit und einige einfache Arten fehlen. Das gibt uns einen weiteren Schub, am Bahnhof Neuchâtel versuchen wir gleich davon zu profitieren. Und siehe da: Über der Stadt zieht ein Schwarzmilan gen Westen, merci bien! Dann der IC5 nach Yverdon. Wir haben zwar reservierte Plätze für unsere Velos, nur gibt es den entsprechenden Wagen nicht, der Zug wird verkürzt geführt. Es rechtigs Gmoscht haut.

Wieder an der frischen Luft erhoffen wir uns frischen Wind für die Artenliste. Den suchen wir vorne am See und sehen bald schon Fluss- und Trauerseeschwalbe. Tick, Tick. Ein Regenbrachvogel fliegt rufend vorbei. Tick. Unsere Limikolen-Netze sind prall gefüllt, einzig Grünschenkel und Waldwasserläufer fehlen noch. Dann eine Bergstelze. Tick. Schwarzkopfmöwe. Tick. Pfeifente. Tick. Es rattert richtig. 
Dann die Velofahrt durch die Stadt zur Limikolenfläche Escale limicoles. Wir sind begeistert ab der Fülle an Wa(ad)tvögel, besonders weil wir die fehlenden Grünschenkel und Waldwasserläufer darunter ausmachen können. Schliesslich eine noch weitere Velofahrt zu einem überschwemmten Feld, für einmal ein Ausflug für die Katz. Also nichts wie zurück zum Bahnhof Yverdon-les-bains und via Neuchâtel nach Ins. Mittlerweile ist es 16:48 Uhr und die Liste auf 137 Arten angewachsen. Unser Teamrekord (142) und auch der Gesamtrekord (144) sind in Griffweite, so lässt sich schlussspurten. 

Neue Arten sind nun ganz rar gesät, die verflixte Feldlerche will einfach nicht und auch der Gartenrotschwanz fehlt noch immer. Dann also tschüss Felder, doch halt! Da fliegt tatsächlich eine rufende Feldlerche auf. Bei absolut allerletzter Gelegenheit. Was für ein Glück… Einmal mehr! Im Fanel dann auch noch der Gartenrotschwanz, das war knapp. Via CdC-Wald geht es dann wieder auf den Damm hinaus, die Schrittzähler nahe am Anschlag. Dann ein Knutt, ja wer sagt denn, ein volles Netz geht nicht noch voller? Es passt tatsächlich noch eine auf unsere Liste… Insgesamt sind es am Ende des Tages 20 Limikolenarten – was für eine Zahl! 

Mit Zwergmöwe und Heringsmöwe können wir auch an der Möwenliste noch etwas schrauben, auch diese insgesamt fünf Vertreter lassen sich sehen. Dann wird es langsam dunkel und obwohl noch nicht ganz 21:00 Uhr ist, öffnen wir unsere verdienten Feierabendbiere. Dank dem Buschtelefon auf dem Damm haben wir gehört, dass die jungen wilden Basler der Bebbi Babbler die 145 geknackt haben sollen. Wir gönnen es ihnen und uns das Bier. Machen können wir nun nicht mehr viel, obwohl rund um uns einige Teams noch herum spurten (insbesonders die eben erwähnten Bebbi Babbler). Und dann – als hätten wir heute nicht schon genug Glück gehabt – rufen tatsächlich noch Zwergdommel und Tüpfelsumpfhuhn. Was für ein Abschluss eines fantastischen Tages, wir sind überwältigt! 147 Arten und neuer Rekord, davon haben wir kaum zu träumen gewagt, obwohl seit Jahren über die eigentlich möglichen 150 Arten gemunkelt wird. Drei Arten fehlen also noch für dieses Kunststück, mit Haubenmeise, Bluthänfling, Mauersegler, Felsenschwalbe, Wespenbussard, Fischadler, Kuckuck und vielen Bergvogelarten gäbe es heuer auf jeden Fall noch reichlich Kandidaten dafür. Wer weiss, wenn uns das Glück auch nächstes Jahr wieder so hold sein sollte, wäre das doch eine tolle Geschichte für unser 20-Jahre-Jubiläum… Wir freuen uns auf jeden Fall schon jetzt. 

Zum Schluss noch herzliche Gratulation an die grandiosen Bebbi Babbler, wir sind stolz, den neuen Schweizer Rekord mit euch zu halten! Und auch das Team Nordliecht möchten wir noch speziell erwähnen, mit über 16’000.- gesammelten Franken – selbstverständlich auch das neuer Rekord – gewinnen sie die Spendenwertung überragend. Danke all unseren Sponsoren und Spenderinnen, dank ihnen können auch wir CHF 4138.- zur Förderung des Steinkauzes in der Schweiz beitragen. Alle Resultate des Birdraces 2021 sowie die Berichte der anderen Teams sind hier zu finden. Und unsere gesamte Artenliste ist hier abgelegt.